Angriff der sinisteren Hacker von einem Planeten aus der Nähe des Mars

Viele Menschen haben schon viel über Kommunikation geschrieben und viele Erkenntnisse zusammengetragen. Wir wissen, welche Arten von Kommunikation es gibt, dass man nicht nicht kommunizieren kann und dass die Botschaft stets der Empfänger macht. Es gibt Allegorien über schwarze Kisten, in die man nicht hineinblicken kann, genauso wenig wie man in ein menschliches Gehirn hineinblicken kann. Zumindest noch nicht, aber wahrscheinlich war da schon jemand dran, das zu erforschen. So wie die vier Seiten einer Nachricht erforscht wurden und dass ein einzelner Satz sehr unterschiedlich ausgelegt werden konnte. Auch dass Kommunikation immer eine Abfolge von Aktion und Reaktion war, war schon lang und breit erforscht worden.

Bei all diesen Forschungsarbeiten stand immer eins im Hintergrund: Es bedurfte nicht notwendigerweise ein ganzes Gespräch, um eine Situation völlig zu verändern. Es reichte auch ein Satz. Und ein solcher Satz konnte zum Beispiel sein: “Na, wie kommst Du denn voran?”

In unserem speziellen Fall wurde dieser Satz ziemlich unbedarft vorgetragen von Zach Urity, dem Techniker des Quadrivium Club. Er hatte ihn gesagt, als er genauso unbedarft das Büro im Hauptquartier des Quadrivium Club betreten hatte, wo der Computerverantwortliche vor mehreren Bildschirmen saß und versuchte, sich durch Daten zu wühlen. Es sollte eine kleine Konversation werden, eine Auflockerung, eine Abwechslung vom momentanen Alltag. Smalltalk. Mehr nicht. Es wurde mehr.

Die Antwort von Max Tronic, dem Computerverantwortlichen, bestand aus einer Abfolge blumiger Begriffe, die dafür gedacht waren, andere Menschen zu beleidigen. Zum Schutz eventuell anwesender Kinder geben wir das von Max gesagte an dieser Stelle wieder und blenden die Schimpfwörter aus: “Diese **** mit ihren ****** *****!! *****! *****! Da soll doch der ***** mit seinem ***** ***** *****, und wenn dann der Henkel abbricht, dann brauchen die aber ‘nen verdammt guten Arzt, der das ****** Ding wieder rausholt!”
“Oh”, machte Zach, “ich spüre negative Vibes. Ich nehme das mal als ein ‘nein, lieber Max, es geht gar nicht gut voran’.”
“Darauf kannst Du Gift nehmen und ****** *****!”, antwortete Max.
“Öhm”, begann Zach, “also, in einem anderen Zusammenhang ist das sicherlich sehr… anregend. Aber hier ist das doch etwas… wie soll ich sagen… unangenehm. Vor allem, da man danach einige Zeit wahrscheinlich nicht mehr sitzen kann. Was ist denn das Problem?”
“Menschen!”, blaffte Max. “Ich hasse sie. Mit ein bisschen Glück schlägt der Klimawandel voll rein oder der Möchtegern-Großzar drückt auf den roten Knopf – und dann haben sich alle Probleme auf einen Schlag erledigt!”
Urity musste schlucken. Er hatte die letzte Zeit mitbekommen, dass der Freund ziemlich aufgeregt war, das schon, aber jetzt schien es so, als sei sein Nervenkostüm in Fetzen gerissen. “Was haben Menschen denn getan?”, fragte er vorsichtig.
“Im Allgemeinen sehr viel”, kam es zurück, “Minderheiten unterdrückt, Kriege angezettelt, fremde Länder ausgebeutet und so. Aber in diesem speziellen Fall sind es irgendwelche Hacker, die versuchen, in unsere Webseiten einzudringen. Und das werden immer mehr. Schau mal her!”

Bild: Alex Ledel

Er deutete auf den Bildschirm vor sich. Man konnte den Posteingang eines eMail-Postfachs sehen. 90 neue Nachrichten, doch allesamt waren Rückmeldungen von einem Schutzprogramm, dass jemand versucht hatte, sich bei einer der Webseiten anzumelden, der eigentlich keinen Zugriff darauf hatte.
“Siehst Du den Zeitraum?”, fragte Max. “Allein dieser Ausschnitt hier ist das, was in den letzten paar Stunden zusammengekommen ist. Und es wird immer mehr.”
“Was… was sind das für Leute? Und was wollen die von unseren Webseiten?”
“Sie versuchen, sich in einen Admin-Account einzuhacken. Zum Glück sind die speziell geschützt, aber es nervt. Und eine Gefahr besteht trotzdem.”
“Was fangen die denn an mit einem Admin-Account von unseren Seiten? Ich meine, sooo wichtig ist der Quadrivium Club nun auch wieder nicht.”
“Das ist egal. Webseite ist Webseite. Sie können sie infizieren, so dass Besucher unserer Webseite sich einen Virus einfangen oder sonst irgendwas von der Webseite machen lassen für ihre illegalen Geschäfte. Und sei es nur, dass sie massiv Werbung für irgendwelche obskuren Sachen posten. Unsere Webseiten sind denen dabei egal, die ganzen Beiträge und die Infrastruktur, die wir jahrelang aufgebaut haben, könnte dabei zerstört werden. Erinnerst Du Dich noch an das Summertime Parcs Forum?”
“Oha, ja”, entgegnete Zach, “das ist aber schon länger her.”
“Ja, aber das war so ein Fall”, erklärte Max. “Sie haben sich über die Forensoftware Zugang verschafft und wie Du ja mitgekriegt hast, war das ganze Forum unrettbar infiziert. Dabei waren wir auf einem guten Weg, das Forum war ein Ort des Treffens und des Austauschs geworden. Und durch die Aktivität eines Hackers wurde das alles gefährdet. Eben noch ging es um Erfahrungsaustausch über Urlaube im Ferienpark, Schwupps! Geht es in der nächsten Minute um Potenzmittel, die man sich irgendwo bestellen kann.”

Er tippte auf seiner Tastatur herum. “Und schau mal da!”, meinte er, als sich der Ausschnitt änderte. Ein anderer eMail-Account. Aber auch dieser war von oben bis unten voll von Rückmeldungen über Hackerangriffe. In diesem Fall waren es 80 Mails.

Bild: Alex Ledel

“Allein der Datenverkehr!”, beklagte sich Max. “Zum Glück kommen diese Mails in ein separates Konto, sonst würden sie unseren normalen eMail-Verkehr auch noch blockieren.”
“Also wird ASTROCOHORS Solar auch schon angegriffen?”, hakte Zach nach. “Meinst Du, das hängt mit der Feierlichkeit nächste Woche zusammen?”
“Puh, das weiß ich wirklich nicht”, musste Max zugeben. “Ja, die Jubiläumsfeierlichkeit soll etwas besonderes beinhalten, aber ich denke, außerhalb unserer Organisation wird das kaum Wellen schlagen. Das ist hier nur der ganz normale Wahnsinn. Aber das gibt uns einen Eindruck, wo es hinläuft.”
“Weißt Du eigentlich, was genau da am 7. August geplant ist?”, fragte Zach auf einmal.
“Nicht wirklich”, sagte Max. “Es soll bedeutsam sein und manches erleichtern, so war der offizielle Sprachgebrauch, glaube ich. Da kann man sich auch alles drunter vorstellen.”
“Ja, dann gehe ich mal wieder ans Aufräumen vom Archiv. Es soll ja irgendwann mal fertig sein.”
“Viel Erfolg.”
“Danke.”

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