Blutmond des Saturn | ACSOLAR #361

Es bleibt Turbulent im Sonnensystem, doch endlich ist es den Technikern der Marsstation gelungen, mit den intelligenten Pflanzen, die in einem Raumschiff gelandet sind, Kontakt aufzunehmen. Derweil wird ein weiterer Plan durchgeführt, der den BLUTMOND DES SATURN betrifft…

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Die Wurzeln des Fremden | ACSOLAR #360

Das Mysterium auf dem Mars geht weiter. Woher stammt das fremde Raumschiff? Was ist mit den merkwürdigen Pflanzen an Bord? Nicht jeder in der Mars-Station ist überzeugt, dass der Mars überhaupt das Ziel ist. Es sieht so aus, als ob das ein Ablenkungsmanöver ist.

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ASTROCOHORS SOLAR 2024: DAS ERBE DER GENERATIONEN | ACSOLAR #359

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Der Jahreswechsel von 2023 zu 2024 hat es in sich, und das aus verschiedenen Gründen: auf der Erde entwickelt sich die Situation nicht gut, aber auch im Weltraum ist es nicht besser. Der neue Generalgouverneur der Erde tritt sein Amt an und soll vermitteln. Es gibt viele Sorgen um die Zukunft. Doch dann kommt es zu konkreten Ereignissen: ein merkwürdiges Raumschiff landet auf dem Mars und ein Forschungsschiff verschwindet…

ASTROCOHORS SOLAR im Internet:
🛸 Mastodon: https://mstdn.social/@astrocohors_solar

Der CLUB von ASTROCOHORS

Zach Urity stürmte in die Computerzentrale der Abteilung 2 der BASIS ATLANTIS und wirkte relativ aufgeregt. Max Tronic blickte nur kurz von seinem Bildschirm hoch. In letzter Zeit war so viel passiert, da brachte der Computertechniker einfach nicht mehr die Energie auf, sich selbst aufzuregen, nur weil Zach sich aufregte. Er wartete lieber ab, ob sich das lohnte. Dann konnte er sich noch immer aufregen.

“Hast Du das Neueste gehört?”, wollte Zach wissen.
“Soylent Green ist Menschenfleisch?”, gab Max zurück.
“Was? Nein – das neue unterirdische Gebäude, weißt Du, was das ist?”
“Nein, aber so wie Du klingst, wirst Du mir das sicher gleich sagen.”
“Hast Du schon mal was vom ASTROCOHORS CLUB gehört?”
“Ja, das ist das Rekrutierungsprogramm für Terraner. Wurde allerdings aufgebaut, nachdem wir schon rekrutiert waren. War nicht unser Professor Hoaxley am Aufbau beteiligt?”
“Ja, richtig!” Zach erhob den Finger. “Und weißt Du auch, wo der seinen Sitz hat?”
“Der Club? War das nicht in Island? Aber… der Club hat doch Niederlassungen überall auf der Welt, damit man immer vor Ort ist.”
“Jetzt nicht mehr!”
Max kräuselte die Stirn. “Nicht mehr? Was ist los?”
“Sie ziehen alles zusammen”, antwortete Zach und deutete aus dem Fenster. Man konnte den Hügel sehen, in dem die neuen Anlagen untergebracht waren, an denen die letzten Wochen gearbeitet worden war. “Da drüber ist das neue Hauptquartier vom Club! Sie nennen es… Projekt Ypsilon.”
“Ypsilon?”
ASTROCOHORS CLUB – Ypsilon, um genau zu sein.”
“Aber was steckt dahinter? Warum tun die das?”
“Genauso wie Stück für Stück die Basen rund um den Globus aufgelöst werden”, fuhr Max fort. “Alles wird hier zusammengezogen, die ATLANTIS und hier, das sollen die letzten Zufluchtsorte werden.”
“Warum ausgerechnet hier?”
Zach grinste. “Du bist doch sonst so schlau”, meinte er. “Denk mal nach…”
Max grübelte. Es dauerte einen Moment, doch dann kam ihm eine Erkenntnis. Er hatte da neulich eine Grafik gesehen. Eine Projektion des Klimawandels. “Du meinst, weil wir hier die Auswirkungen des Klimawandels hier nicht ganz so katastrophal sein werden”, sprach er es aus, “wie anderswo?”
“Das denke ich. Sie sagen es nicht, aber das liegt doch auf der Hand.”
Max tippte auf der Tastatur seines Computer herum. “Mal sehen”, brummte er vor sich hin. Er rief verschiedene Seiten auf, die die Abteilung 2 der ATLANTIS beschrieben. Schließlich stieß er auf das Projekt Ypsilon.
“Ich muss Dir zustimmen”, sagte er dann, “es steht zwar nicht klar da, aber zwischen den Zeilen… hier… laut diesem Dokument soll das ominöse Projekt Ypsilon dafür sorgen, dass die Kräfte gebündelt werden, um den Gefahren, die uns im Moment drohen, entgegenzuwirken. Ich lese hier auch, dass es noch eine Außenabteilung gibt… ein Kloster in Portugal, das eine große Bibliothek beherbergt. Und ein Mitarbeiter des Clubs ist wohl gerade dort und durchforstet das Internet nach Menschen, die sich besonders engagieren, in gesellschaftlichen und kulturellen Dingen.”
“Das gefällt mir eigentlich nicht”, stellte Zach fest.
“Warum?”, fragte Max.
“Wenn die Leitung von ASTROCOHORS SOLAR beschlossen hat, alles zusammenzuziehen, dann haben sie doch schon aufgegeben, dass die Menschheit irgendwelche Ziele bei der Bekämpfung des Klimawandels erreicht. Es geht nur noch darum, einen guten Platz zu ergattern und sich einzuigeln. Ist Dir das nicht aufgefallen?”
“Was sollte mir aufgefallen sein?”
“Was hier sonst noch gebaut wurde! Die Zisternen, die Unmengen an Wasser speichern können, damit wir unabhängig bleiben. Das ganze Material, das uns pausenlos geliefert wird. Wir lagern Lebensmittel ein und produzieren unser eigenes Brot. Kontakt zur Außenwelt besteht eigentlich kaum noch.”
Max kratzte sich am Kopf. “Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich das gut finde. Ich meine, die da draußen sind doch alle durchgeknallt. Reden davon, dass die Pandemie vorbei ist, dabei rollt gerade eine gewaltige Infektionswelle durch die Gesellschaft. Wie kurzsichtig kann man sein? Insofern gefällt es mir hier ganz gut.”
“Du kannst das einfach so sagen.”
“Was meinst Du?”
“Hast Du unsere Freunde in letzter Zeit mal beobachtet? Die wirken alle ziemlich niedergeschlagen. Sie waren zwar gut beschäftigt in letzter Zeit, weil es viel zu tun gab, aber glücklich sind sie nicht. Besonders Mac. Ich habe das Gefühl, er ist sehr einsam.”
“Hm”, machte Max, “aber vielleicht, wenn der Europa-Park wieder aufmacht, fühlt er sich besser. Warten wir mal ab.”
“Ich wünschte, ich hätte Dein Vertrauen in die Zukunft.”
“Wie sagt Goethe? ‘Ein Tag bringt den anderen, und beim Schicksal steht das Zukünftige.'”

Die Einschläge kommen näher…

Wie soll das nur funktionieren? Die Gedanken, die Max Tronic durch den Kopf schossen, waren nicht nur dunkel, sie waren mehr als dunkel. Die letzte Zeit war mehr passiert, als ihm lieb war. Der Konzern, dem das Areal rund um die zweite Abteilung der Bodenstation ATLANTIS gehörte, hatte ihnen drei Mal die Energie abgedreht, weil er neue Konditionen der Vermietung aushandeln wollte. Dabei war klar zu sehen, dass es nicht wirklich darum ging. Die Anlage aufrecht zu erhalten, war den Verantwortlichen einfach zu mühsam. Sie hofften, die merkwürdigen Mieter aus dem All auf diese Weise loszuwerden.

Das, so vermutete Max, war ein Grund, warum alles auf der Erde auf einen Punkt zurückgezogen wurde. Ein Hauptquartier, das war’s. Alle Abteilungen von ASTROCOHORS, die noch verblieben waren, sollten hier unterkommen. Irgendwann würde man auch die Abteilungen im Nebengebäude von HEXAPHYRON aufgeben. Oder aber dem Konzern abkaufen. Das würde der sich allerdings teuer bezahlen lassen.

Sie waren fleißig am Aufbauen. Die Anlage im Hügel unterhalb der Burg wurde runderneuert, konnte man beinahe sagen. Und der Datenverkehr nahm zu. War das eine gute Nachricht? Max wusste es nicht. Es hatte so gut angefangen. Lasst uns alle zusammenstehen, das war die letzte Parole, die das Sonnensystem noch von außen erreicht hatte. Doch nun war man wild entschlossen, etwas anderes zu tun. Denn Hilfe von außen konnte man in absehbarer Zeit nicht erwarten. Das Sonnensystem würde sich selbst helfen müssen. DAS SCHICKSAL DER ZUKUNFT stand auf dem Spiel…

Schall und Rauch

Commander Madeleine Tornquist betrat die Außenstelle der Basis ATLANTIS mit einer gewissen Vorfreude. Die Bodenstation auf der Erde der Raumflotte ASTROCOHORS SOLAR war zwar kein Schloss, aber dennoch eine ihrer Lieblingsstationen. Der Geruch von Schmieröl und das Brummen von Maschinen erfüllten die Luft, während sie die Kontrollräume betrat, in denen ihre Mitarbeiter eifrig vor ihren Monitoren saßen. Sie wurde von zwei Technikern begrüßt, die sie zu der Außenstelle begleiteten, die unter einer alten Ruine im Wald untergebracht war. Zach Urity, der Sicherheitsoffizier, und Max Tronic, der Techniker mit dem Visor, führten sie herum. Die Außenstelle war klein, aber gemütlich eingerichtet, mit allem, was man für den täglichen Betrieb benötigte. Commander Tornquist war beeindruckt. Gleichwohl hatte sie das Gefühl, dass irgendetwas anders war.

“Wie läuft es hier?” fragte sie.

Zach und Max tauschten einen nervösen Blick aus. “Nun ja, Commander”, begann Max zögernd, “wir haben einige technische Probleme, die dringend behoben werden müssen. Die Energieversorgung ist instabil und das Datennetzwerk ist veraltet. Wir arbeiten bereits daran, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis wir alles repariert haben.”

Commander Tornquist seufzte. “Das hört sich nicht gut an. Was können wir tun, um zu helfen?”

“Wenn wir eine Budgeterhöhung erhalten würden, könnten wir schneller arbeiten und alle Reparaturen durchführen”, schlug Zach vor.

“Das ist eine gute Idee”, sagte Commander Tornquist. “Ich werde mich darum kümmern.”

Max und Zach seufzten erleichtert auf.

“Wisst ihr, ich frage mich, warum diese Außenstelle noch keinen Namen hat”, sagte Commander Tornquist plötzlich und sah sich um.

“Ja, das ist uns auch aufgefallen”, stimmte Max zu.

“Wie wäre es mit dem Namen ‘Himmelblau’?” fragte Zach.

“Himmelblau?” wiederholte Commander Tornquist skeptisch.

“Ja”, sagte Zach. “Die Farbe erinnert uns an das Logo der Raumflotte ASTROCOHORS SOLAR.”

“Ich sehe”, sagte Commander Tornquist und nickte. “Wie wäre es mit ‘Waldesruh’?”

“Waldesruh?” fragte Max nachdenklich.

“Ja, es ist eine schöne Umgebung hier im Wald und die Ruine, unter der die Außenstelle liegt, gibt dem Namen eine gewisse Eleganz”, sagte Commander Tornquist.

“Wie wäre es mit ‘Stromberg’?” fragte Zach.

“Stromberg?” wiederholte Commander Tornquist überrascht.

“Ja, nach dem berühmten schwedischen Schauspieler”, sagte Zach.

Commander Tornquist lachte. “Ich glaube, wir sollten noch ein paar weitere Namen in Betracht ziehen, bevor wir uns entscheiden.”

Die drei überlegten und kamen auf eine Vielzahl von Namen, aber keiner schien perfekt zu passen. Nach einer Weile gab Commander Tornquist auf.

“Nun, es scheint, als würden wir keine Lösung finden”, sagte sie bedauernd. “Aber trotzdem bin ich froh, dass diese Außenstelle existiert. Ihr leistet hier großartige Arbeit, und ich bin stolz auf euch.”

Max und Zach lächelten bei diesen Worten und bedankten sich bei ihr.

“Wenn es etwas gibt, das wir tun können, um euch bei der Arbeit zu helfen, lasst es mich wissen”, fügte Commander Tornquist hinzu, während sie sich zum Gehen wandte.

“Vielen Dank, Commander”, sagte Zach. “Wir werden uns auf jeden Fall melden.”

Als Commander Tornquist die Außenstelle verließ, konnte sie nicht anders, als sich zu fragen, warum sie so viel Zeit damit verbracht hatten, über einen Namen nachzudenken. Die Wichtigkeit der Arbeit, die hier geleistet wurde, überwog alles andere. Trotzdem war es eine unterhaltsame und fröhliche Unterhaltung gewesen, die sie mit Max und Zach geführt hatte.

Als sie sich auf den Weg zurück zum Hauptgebäude machte, war Commander Tornquist dankbar für die Möglichkeit, mit ihren Mitarbeitern auf dieser Ebene interagieren zu können. Es war ein erfrischender Wechsel von den administrativen Aufgaben, die sie normalerweise erledigen musste.

In den nächsten Wochen würde Commander Tornquist daran arbeiten, das Budget für die Außenstelle zu erhöhen und die notwendigen Reparaturen durchzuführen. Obwohl die Namensfindung der Außenstelle nicht zu einem Ergebnis geführt hatte, war Commander Tornquist stolz darauf, wie ihre Mitarbeiter diese Herausforderungen gemeistert hatten. Es war ein Zeichen dafür, wie stark das Team der Raumflotte ASTROCOHORS SOLAR war und wie sie als Einheit zusammenarbeiten konnten.

Als sie auf dem Heimweg war, dachte Commander Tornquist noch einmal über die Gespräche mit Max und Zach nach. Sie lächelte bei dem Gedanken an die vielen Namen, die sie vorgeschlagen hatten, und wusste, dass diese kleinen Momente der Gemeinschaft und des Humors das Leben auf der Basis ATLANTIS noch besser gemacht hatten.

Der Ippotis-Effekt | ACSOLAR #318

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, das Sonnensystem ist immer noch in der Kristallsphäre gefangen und die neue solare Abteilung von ASTROCOHORS muss sich immer noch etablieren. Commander Jeff Holland ist in die BASIS ATLANTIS zurückgekehrt, um den Zentralrechner A.R.N.O.L.D. zu beauftragen, eine Liste aller ungeklärten Fragen zu erstellen. Damit erlebt er eine Tour durch die vergangenen Jahre.

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Weihnachten in einer Hobbithöhle 🎄 Herr der Ringe inspiriertes Ambiente und Musik | Gemütlicher Kamin

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Ein Moment der Ruhe, der stillen Einkehr. Komm herein und entspann Dich!

Kein Geist der Weihnacht

Jeder, der den Mann sah, würde sich an ihn erinnern. Er war einer jener Männer, die neutral betrachtet drei Eigenschaften vereinten, eine gewisse körperliche Erscheinung, das Ausstrahlen von Ruhe und Selbstsicherheit und eine gewisse Anziehungskraft, die ein britischer Autor von Spionageromanen in den frühen 1960er Jahren gewisslich als “animalisch” beschrieben hätte. Manche sagten auch “Charisma” dazu. Nur durfte man nicht dem Irrtum verfallen, dass jemand, der diese drei – oder auch nur eine der drei – Eigenschaften sein Eigen nannte, damit automatisch eine sympathische oder gar gutherzige Person war. Im Gegenteil, die schlimmsten Personen der galaktischen Geschichte und der Geschichte des Sonnensystems vereinten diese Eigenschaften auf sich. Bei dem Mann war es nicht anders. Er übte eine gewisse Anziehungskraft aus und war auch ständig in den Medien präsent, denn er war reich. Sein Charakter jedoch war arm. Würde man Wohlstand in Charakter messen, so wäre es für den Mann noch zu luxuriös gewesen, unter der Brücke oder auf der Straße zu leben, wahrscheinlich hätte er sich in die Kanalisation zurückziehen müssen. Das Bild passt ganz gut, denn in der echten Welt fischte der Mann auch gerne in der Kloake, wenn es ihm nur zum Vorteil gereichte.

Der Name des Mannes war Er’odltag Mut’uar. Man sah es ihm nicht an, aber er war 51 Jahre vor den Ereignissen, von denen wir hier berichten wollen – oder besser gesagt, müssen – auf dem Mars geboren. Seine Mutter war Taaya Nokaor, eine Schauspielerin mit terranischen Wurzeln, die den Mars-Industriellen Vituus Mut’uar geheiratet hatte. Letzterer war ebenfalls terranisch-stämmig, was ihm eine besondere Rolle auf dem Mars verschaffte. Umso mehr, da er dadurch zur rechten Zeit am rechten Ort war, um sich in ein lukratives Geschäft einzukaufen, was ihm und seiner Familie einen gewissen Reichtum verschaffte. Sein Sohn besuchte die besten Schulen auf unterschiedlichen Planeten des Sonnensystems, bevor er schließlich auf dem Uranus landete. Der genaue Werdegang ist etwas unklar, da Er’odltag Mut’uar einen großen Aufwand betrieb, die Klarheit aus seiner Lebensgeschichte herauszuhalten, zumindest was die Außenwelt betraf. Lediglich auf seine Herkunft, den Mars, bildete er sich sehr viel ein, auch wenn das merkwürdig schien. Der Mars war eine unterdrückte Welt, und die Unterdrücker, das waren Leute wie Er’odltags Eltern. Kolonisten, keine Ureinwohner. Das war auch deutlich zu sehen, sowohl die Eltern als auch Er’odltag selber hatten den rosigen Hautton, den nur eine bestimmte Gruppe Terraner auf der Erde hatte. Die rostroten, sonnengewohnten Wüstenbewohner des Mars, die waren von den Kolonisten unterdrückt und ausgebeutet worden. Insofern war es eigentlich ein Witz, das Er’odltag sich als “stolzer Marsianer” bezeichnete, wenn das genehm war.

Wie genau Er’odltags Werdegang war, wie genau er sich seine Fähigkeiten erwarb oder ob einiges davon Naturtalent war, ließ sich ebenfalls nicht eruieren. Er machte gerne ein Gewese darum, wenn er mit irgendetwas glänzen konnte und tat so, als sei er der Prinz des Universums, der gekommen sei, um alle zu regieren. Aber ein Talent musst er haben, denn er war schon früh zu einer interessanten Schlussfolgerung gekommen: der Zusammenbruch der galaktischen Feindschaft und die neue Ära, die begann, als er gerade mal Anfang zwanzig war, würde dazu führen, dass auch die Planeten des Sonnensystems näher zusammenrücken. Also traf er eine rasiermesserscharf abgewogene Entscheidung: Er würde sich auf das Sonnensystem konzentrieren. Er sah, dass viele Konzerne sich der Versuchung hingaben, möglichst weit in die Galaxis zu expandieren. Genau das würde er nicht tun. Erst, wenn ihm das Sonnensystem nichts mehr bieten würde. Des weiteren hatte er erkannt, dass in einem zusammenrückenden Sonnensystem schnelle und genaue Kommunikation der Schlüssel zur Macht war. Er war der Meinung, dass hinter jeder richtigen Entscheidung in der Geschichte der Planeten die Fähigkeit gelegen hatte, etwas vor allen anderen zu wissen, und dass dies auch die Quelle jeder großen Reputation war. Genau mit dieser Ansicht – und mit dem familiären Vermögen im Hintergrund – ging er hinaus in die Welten und schaffte es tatsächlich. Dabei gab es allerdings eine dunkle Seite, die Er’odltag Mut’uar nicht gerne preisgab. Ja, er verschaffte sich Informationen vor allen anderen. Aber diese Informationen waren manchmal auch von ihm fabriziert. Er erschlich sich Kredite bei unterschiedlichen Banken, indem er beide gegeneinander ausspielte, setzte Gerüchte in die Welt, um den Kaufpreis einer Firma in die Höhe zu treiben und schaffte vor allen Dingen eins: Sich ins Gespräch zu bringen. Im Verlauf der Zeit wurden die Transaktionen immer größer und das Vermögen von Mut’uar immer mehr.

Endlich schien der Moment gekommen zu sein, den über Jahrzehnte vorbereiteten Schritt zu gehen: In andere Systeme zu expandieren. Doch da kam ihm die Kristallsphäre dazwischen, die das Sonnensystem vom Rest der Galaxis abkoppelte. Nichtsdestotrotz wollte er das Ziel nicht aufgeben, hatte er doch erst einen Konzern gekauft, der im Bereich der Luft- und Raumfahrt forschte. Als er den Kampf sah, den die Raumflotte ASTROCOHORS im System auszutragen hatte, kam ihm eine Idee, die aber denjenigen, die es sehen wollten, offenbarte, was für ein Windbeutel er eigentlich war. Groß verkündete er, seine Ingenieure würden fieberhaft an einem Raumschiff forschen, das mit einer neuen Technik die Lichtmauer überwinden würde können, so dass man wieder die Verbindung zu anderen Sternsystemen aufnehmen könnte. Tatsächlich forschten die Ingenieure an einer solchen Möglichkeit, aber ein mögliches Resultat lag noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte in der Zukunft. Das konnte er gut, hohe Ziele ausgeben und andere dafür verantwortlich machen, wenn diese Ziele nicht erreicht wurden. Ein weiteres Ziel von ihm war es, die Raumflotte überflüssig zu machen. Warum sollte eine gemeinnützige Organisation dieses Geschäft übernehmen, wenn man doch eigentlich damit fette Gewinne einfahren könnte? Er verkündete, für das Sonnensystem die Organisation “Star Raiders” zu gründen und mit Material und Möglichkeiten auszustatten. Das wurde mit Skepsis aufgenommen.

An diesem Abend saß Mut’uar in seinem großen Kontrollraum auf Uranus. Bildschirme um ihn herum. Und Bedienstete, die im Hintergrund warteten, irgendetwas tun zu können. Auf den Bildschirmen liefen Livestreams, die aktuelle Ereignisse zeigten. Auf einigen waren Personen zu sehen, die Mut’uar zu einer Videokonferenz eingeladen hatte. Er sah in viele Augen von unterschiedlichen Planeten. Mut’uars Augen waren dunkel und, genau wie die von Mussolini, vollkommen von weiß umgeben. Der puppenhafte Effekt dieser ungewöhnlichen Symmetrie wurde von langen seidigen Wimpern verstärkt. Der Blick dieser seltsamen Puppenaugen war entspannt, die Haut unter ihnen beinahe makellos. In dem großen, ausdruckslosen Gesicht unter dem braunen Kurzhaarschnitt gab es keinen Hinweis auf Ausschweifungen, Krankheiten oder Alter. Das gebieterische Kinn verriet Entschlusskraft und Unabhängigkeit. Sein Körper hingegen war nicht mehr so drahtig, wie er es früher gewesen war. Doch die merkwürdige Kleidung, die er trug, konnte das gut verbergen. Sie bestand aus rotem, samtigen Stoff und hatte goldene Schulterteile aus Metall. Genauso golden war der breite Gürtel, den er trug. Auch der runde Ausschnitt des Oberteils war von einem goldenen Metallring eingefasst. Seine Gestalt wirkte daher sehr wuchtig. Nichts an Mut’uar war klein.

Bei den Personen auf den Bildschirmen handelte es sich um Geschäftspartner. Sie waren es gewohnt zu warten und wussten, dass sie erst an der Reihe waren, nachdem der Boss gesprochen hatte. Und er sprach mit seiner gewohnt ruhigen Stimme. “Mir liegt ein Bericht über die große Sache, den Plan Omega vor, über den ich die Mitglieder informieren möchte.”
Mut’uar hielt sich niemals mit Einleitungen wie “Werte Kollegen”, “liebe Freunde” oder dergleichen auf. Das war für ihn Firlefanz. Seine Kleidung und sein äußeres mochten das Bild von Großartigkeit transportieren, seine Art, Geschäfte abzuwickeln, war schlicht effektiv.
“Wir können das Kommunikationssystem TANGI erhalten”, fuhr er fort, “allerdings leider zu einem höheren Preis, als ich gedacht habe.” Zum ersten Mal in seinem Leben, so schien es, war seine Strategie nicht aufgegangen. Seine Informationen, die den Preis eigentlich hätten drücken sollen, haben nicht zum gewünschten Erfolg geführt. “Ich hoffe, Sie alle gehen trotzdem mit”, erklärte er, “denn nur so erreichen wir unser Ziel. Wer etwas dagegen hat, soll jetzt sprechen.”

Der Moment wirkte feierlicher, als er war. Es war keine traditionelle amerikanische Hochzeit, sondern eine feindliche Übernahme, die hier beschlossen wurde. Niemand sprach. Für Mut’uar war das Signal klar. “Ich habe es nicht anders erwartet”, erklärte er. “Moral und Anstand sind mir egal, aber Schwäche ist die Totenuhr unserer Gesamtstruktur. Also ist es beschlossen. Wir übernehmen das Kommunikationssystem und knüpfen Kontakte mit unseren potentiellen Kunden. Der ehemalige Prätor Scurra wird sicherlich interessiert sein, wie auch den Anführer von Anarthia. Oder vielleicht lassen die vereinigten Planeten was springen, um dem armen Ruvalara zu Hilfe zu eilen. Mal sehen. Wir werden TANGI übernehmen und uns den Preis von den Regierungen des Sonnensystems zurückzahlen lassen. Einverstanden?”
Mit stummen Gesten gaben die Gesichter auf den Monitoren ihr Einverständnis. Und so formlos wie sie begonnen hatte, endete die Besprechung. Mut’uar machte sich gleich daran, die nächsten Schritte zu planen. Er wusste, dass die Zeit günstig war. Der Krieg zwischen Anarthia und Ruvalara lenkte ab, genauso wie der Wunsch der Bewohner des Sonnensystems, einen ruhigen Jahreswechsel hinter sich zu bringen. Alles das war ihm gleich. Es war keine Plattitüde, als er gesagte hatte, dass ihm Moral und Anstand egal seien. Er wollte seinen Reichtum mehren und dabei gut aussehen. Er wusste, dass er unter den Bewohnern des Systems genügend Fans hatte. Lebewesen, die zu ihm aufsahen. Wenn er daran dachte, fühlte er sich mächtig. Eigentlich war er das ja auch, aber der Umstand, dass er sich durch solche Aktionen daran erinnern musste, zeigte, wie ohnmächtig er in Wahrheit war. Denn seine Macht war nach außen gerichtet, oberflächlich und spröde. Nach innen, dort wo Moral und Anstand sein sollten, war bei ihm nichts. Deswegen fühlte er sich leer, doch er wusste nicht warum. Wenn er nur geahnt hätte, dass sich die Lösung quasi vor seiner Nase befand.

Er tippte auf einer Tastatur herum. Die Transaktionen, die damit angestoßen wurden, waren in der Lage, jeden einzelnen Planeten des Sonnensystems ins Wanken zu bringen. Und Mut’uar fühlte dabei…

…nichts.

Drei Ereignisse

Journalisten haben in manchen Fällen einfach keine Fantasie. Nicht nur, dass die Publikationen von bestimmten Richtungen oder Verlagshäusern ständig von einander abschrieben, was manchmal Kreise zog, so dass der letzte, der die Geschichte abschrieb, dies von sich selber tat, es wurden auch gerne ständig die gleichen Phrasen verwendet. Manche waren verharmlosend. Manche waren der Situation angemessen. Eine solche Phrase war “Das Sonnensystem ist in Aufruhr.” Das Sonnensystem war wirklich in Aufruhr. Nur leider war diese Phrase schon so oft verwendet worden, dass sie sich selbst sinnentleert hatte, ausgegossen auf dem Altar der Nichtigkeiten, der auf dem “Berg Dumm” steht. Das war eine gefährliche Situation, denn jene, die sie ernst nehmen sollten, zuckten verständnislos die Achseln und gingen weiter. So geschah es, dass drei Ereignisse ihren Lauf nahmen. Unabhängig von einander, und doch auf eine merkwürdige Art und Weise mit einander verwoben.

In den Wäldern von Barlakshagja, vor Profit brennend.

Feuer fiel vom Himmel. Und während viele sich wünschten, das sei nur eine ausgeleierte Metapher, entsprach es doch der grausamen Wahrheit. Ein Sucherraumer schwebte über den weitläufigen Wäldern von Barlakshagja auf dem Planeten Venus und schoss Feuerstrahlen ab. Wo diese Strahlen die Bäume berührten, gingen diese sofort in Flammen auf. Der ganze Himmel war rot von Flammenschein und schwarz von den Rauchwolken. Besahkatza, der Herrscher der Region, stand auf einer Fläche, wo alle Pflanzen schon in Asche verwandelt waren. Er trug eine dunkle Robe und hatte eine Atemschutzmaske vor dem Gesicht. Es war keine dichte Maske, es ging lediglich darum, dass er genug Luft bekam. Aber ansonsten genoss er das Schauspiel.
“Es ist ein Fest!”, jubelte er immer wieder. “Großartig! Großartig! Brennt alles nieder!”

Der Mann, der neben ihm stand, hatte die gleiche grüngelbe Hautfarbe, trug ebenfalls eine Robe und eine Atemschutzmaske. Doch er war wesentlich ruhiger. Er schien das Schauspiel nicht zu genießen, wirkte eher in sich gekehrt und beunruhigt.
“Was sagt Ihr, Grendelwutz?”, wurde der Mann von Besahkatza angesprochen.
“Wir sollten die Brennschiffe zurückrufen”, erwiderte Grendelwutz. “Sie haben schon genug Wald vernichtet. Wir können die Kaufinteressenten informieren, dass sie sich…”
“NEIN!”, brüllte Besahkatza. “Nicht genug! MEHR! ICH WILL MEHR!”
Sein Gegenüber wedelte unsicher mit den Händen. “Wir sollten vorsichtig sein, mein Thanthal”, meinte er. “Ich habe mir die Unterlagen angesehen, die Ihr mir überlassen habt. Ich muss den Verfassern des Papiers zustimmen.”
“Zustimmen?” Besahkatza wirkte verwirrt. “Bei was denn?”
“Bei dem, was wir schon seit Jahrzehnten wissen!”, antwortete Grendelwutz. “Die ACELS haben die Planeten des Sonnensystems mit Synchronicium terraformt…”
“‘Terraformt’!”, brach es aus dem Thanthal heraus. “Was für ein hässliches Wort! Die Erde… pah. Die wird bald Geschichte sein!”
“Und das ist es, was mir Sorgen macht, mein Thanthal! Die ACELS haben Synchronicium benutzt, das sie von der Erde bekommen haben. Über das Synchronicium sind die Planeten des Sonnensystems miteinander verbunden, wie in einer Schicksalsgemeinschaft. Und was einen Planeten betrifft, betrifft die anderen auch. Es kann sogar sein, dass sich die Ereignisse gegenseitig hochschaukeln. Wenn wir es übertreiben, kriegen das die anderen Planeten genauso ab. Und die Schwingungen der Erde beeinträchtigen wiederum uns!”
“Unser Planet ist aber stärker! Was will uns die Erde schon tun?”
“Das ist falsch, mein Thanthal! Die Erde ist die ursprüngliche Quelle des Synchroniciums, welches das Leben auf den anderen Planeten beeinträchtigt. Sie hat ihre Gravitation und das Lebensfeld auf natürliche Weise erhalten. Wir hingegen sind abhängig von den Synchroniciumwellen. Wir müssen uns vorsehen, sonst geht unser Planet zugrunde. Und wir müssen die Regenten von den anderen Planeten überzeugen…”
“DAS IST NICHT WAHR!”, schrie Besahkatza. “Du lügst, so wie alle Deiner Rasse!”
Grendelwutz atmete tief ein. Er wusste, er war kein vollwertiger Barlakshag, dennoch traf ihn der Ausbruch seines Herrschers sehr. “Bitte, mein Herr!”, versuchte er es auf vernünftigem Weg, “wir können noch…”
“Wir werden aber nicht! Einst werde ich ein so großer Herrscher sein wie Scurra von Lokubami, da kann ich es nicht zulassen, dass so ein Wurm wie Du mich aufhält.” Er drehte sich um. “Wachen!”, rief er. “Beendet das Leben dieses Nichtswürdigen!”

Aus der Dunkelheit von verbrannten Büschen und Bäumen schälten sich die Silhouetten von zwei Soldaten. Sie hoben ihre Waffen. Dann schossen sie.

Krieg zwischen den Monden des Jupiter.

Den Unterschied zwischen Kriegstreibern und jenen, für die ein kriegerischer Konflikt nur Verteidigungsmaßnahmen umfasste, konnte man an vielen Dingen ausmachen. Eines dieser Dinge der nahezu unverbrüchliche Glaube der Kriegstreiber an die eigene Überlegenheit, nicht nur was Personen betraf, auch generell. Man glaubte, sich von irgendeinem Gott, den man schwer beeindruckt wägte, gesegnet, wenn man in die Schlacht zog, um irgendeinen Feind zu bekämpfen, den die Propaganda in dunkelsten Farben gemalt hatte. So war es mit Anarthia und der Ideologie ihres Anführers Fla’mic. Unterstützt von einer Streitmacht der Hohen Hand sollte nunmehr Phase 47 des großen Angriffsplans zur totalen Vernichtung von allem, was im Weg stand, beginnen, mit der die Raumkampfflotte von Anarthia zum entscheidenden Schlag ausholen wollte. Etwas, das eigentlich schon in Phase 3 hätte passieren sollen.

Das Problem war nur: Der Gegner setzte sich weiterhin zur Wehr. Der Flotte von Almostea gelang ziemlich schnell ein Gegenschlag, bei der das Flaggschiff der Hohen Hand zerstört wurde, was Fla’mics Truppen dazu veranlasste, nicht weiter vorzurücken. All die Glorie, die er sich versprochen hatte, löste sich mit dem Flaggschiff der Hohen Hand in Rauch auf.

Viele Worte waren verwendet worden, um der Bevölkerung von Anarthia den sicheren Sieg zu verkünden, der bald sein würde. Die Niederlage hingegen blieb unerwähnt. Erstaunlich, wie eine so wort- und redegewandte Person plötzlich so schweigsam sein konnte.

Der Raum des Costan’Samani.

Zach Urity betrat den Raum und blieb ungläubig stehen. Der Raum war aus dem Felsen gemeißelt worden, er hatte eine runde Form und eine Kuppeldecke, die ihren höchsten Punkt über der Mitte des Raums hatte. An den Wänden standen grob behauene Steine, die hätten Statuen sein können. Man konnte es nur nicht genau erkennen. Max Tronic stand im Raum und kontrollierte die Leitungen, die hinter den Statuen verlegt worden waren.
“Wow!”, entfuhr es Zach. “Was ist das für ein Raum?”
“Er wird Costan’Samani genannt”, erklärte Max. “Hier gehört noch ein Relief her, das das Abbild von sechs… ja… Frauen, möglicherweise Göttinnen zeigt. Das ist ein sehr alter Raum.”
“Und was machst Du hier?”
“Der Raum hat eine ideale Position und ist ein großer Hohlraum im Fels”, kam es zurück. “Von hier aus kann man gut senden. Noch so ein Beweis meiner Hypothese.”
“Was meinst Du?”
“Na, das die Basen von ASTROCOHORS auf einen Punkt zurückgezogen werden und man versucht, von Cúyel unabhängig zu werden. Denn wenn das hier ausgebaut ist, braucht man die nicht mehr.”

Zach lief ein paar Schritte und sah sich weiter um. Der Raum, dieses Costan’Samani, befand sich im älteren Teil der alten Feste, die eigentlich nur noch als Ruine existierte, nun aber zur Basis umgebaut wurde. Mühlenhof, wo Max und Zach die letzten Wochen am Umbau beteiligt waren, lag unterhalb der Ruine, direkt im Tal.
“Kann ich etwas für Dich tun?”, fragte Max ganz unvermittelt:
“Was?”, machte Zach. “Ach so, ja. Wir haben eine Nachricht bekommen, die Jungs werden wohl nächstes Wochenende zurückkehren. Die Zeit im Kloster ist um.”
“Gut. Dann geht vielleicht mal wieder was vorwärts.”

Die alte Feste von Hohenkrabbstein.

Drei Ereignisse. Millionen von Kilometern auseinander und doch irgendwie miteinander verbunden. So ähnlich, wie es den Menschen der Erde ergeht. Und auch sie brauchen den Zusammenhalt. Ansonsten wird es unangenehm.

Mit ein bisschen Hilfe von einem Freund

Er hatte sich schon gefragt, ob er in seinen Ansprachen noch deutlicher werden sollte. Natürlich hatten ein paar Leute gemerkt, dass da irgendwas im Busch sein musste, als Py-Wa Fla’mic, der Zorbulg von Anarthia, in seinen Reden die Freunde beschwor, die guten Freunde, die zur Hilfe eilen würden. Die meisten hielten es für eine Marotte von ihm, aber einige wenige hatten Verdacht geschöpft. Deswegen waren sie jetzt tot. Fla’mic zuckte mit den Achseln. Unfälle passieren, sagte er sich. Doch endlich schienen die zu reagieren, die er mit diesen vagen Hinweisen wirklich erreichen wollte.

Die Purpurne Burg, der Herrschaftssitz des Zorbulg von Anarthia.

Fla’mic hielt sich in der Purpurnen Burg auf, dem traditionellen Regierungssitz von Anarthia. Es war ein imposantes, gedrungenes Gebäude, das gleich einem Wolkenkratzer viele Stockwerke in die Höhe ging und von vielen kleinen Türmchen gekrönt war. Seitlich des Hauptgebäudes befanden sich zwei separate Türme, die Wachunterkünfte. Der Zorbulg war schon immer paranoid gewesen, das war Tradition, und seit Fla’mic diesen Titel innehatte und es klar wurde, dass er ihn nicht abgeben wollte, wurde es noch schlimmer. In beiden Türmen lebten genug Soldaten, um die Purpurne Burg auf lange Zeit gegen jeden Eindringling zu verteidigen. Damit rühmten sich die Herrscher von Anarthia: Noch nie war es jemandem gelungen, die Purpurne Burg zu stürmen oder zu zerstören.

Hier war es, dass ihn endlich der Ruf erreichte, auf den er schon so lange gewartet hatte. Er wusste, mit wem er gleich sprechen würde, aber er wusste, er musste etwas hermachen. Also legte er seine traditionelle Robe an. Diese hatte einen hohen Kragen, der hinter dem Kopf eine große Scheibe bildete. Es war beste anarthianische Stoffkunst, nicht nur wirkte es so, als hätte Fla’mic einen Heiligenschein, in den Kreis waren Stoffe eingearbeitet, die der ockerfarbenen Haut des Regenten gleich waren, so dass das Auge verwirrt wurde und man nicht einfach erkennen konnte, wo der Kragen begann oder wo Fla’mics Kopf endete. Es war, als würde er in seinen dünnen Haaren ein Kopfteil tragen.

Fla’mic, der Zorbulg von Anarthia.

Fla’mic befand sich in einem speziellen Raum in der Purpurnen Burg. Dieser hatte den Ruf, absolut abhörsicher zu sein. Die Wände waren glatter Stein und drei Meter dick. Es gab nur ein Kabel, das durch eine Wand hindurchgeführt wurde, das mehrfach isoliert war. Außerdem wurde das Signal mehrfach codiert, bevor es in einem einfachen Monitor landete. Alles eben sehr paranoid. Nicht einmal ein Stuhl stand in dem Raum. Fla’mic musste stehen. Er betätigte einen Schalter – einen richtig alten Schalter, der umgelegt werden musste -, um den Bildschirm zu aktivieren. Es dauerte ein paar Sekunden und das Bild erschien. Es war Großadmiral Prawn.

“Sie waren sehr penetrant, Zorbulg”, stellte Prawn fest. “Was kann die Hohe Hand für Sie tun?”
“Ich freue mich, dass Sie meine Botschaft erhalten haben”, entgegnete Fla’mic überfreundlich. “Ich habe ein Problem, das nicht warten kann, bis wir unsere kleine Versammlung wieder abhalten.”
“Sprechen Sie, ich habe nicht viel Zeit.”
“Sie haben mitbekommen, dass ich gerne einen Teil von Ruvalara einverleiben würde.”
“Einen Teil?” Prawn als Insektoid hatte keine Mimik, aber man konnte anhand des Tonfalls deutlich hören, dass er die Augenbrauen nach oben schob.
“Ja, vielleicht auch etwas mehr.”
“Etwas?”
Fla’mic knirschte mit den Zähnen. “Was wollen Sie hören?”, brummte er.
“Wenn Sie dem Rat der sieben Eversoren angehören wollen, will ich die Wahrheit hören. Nur wenn wir die Wahrheit kennen, können wir Ihnen helfen. Also, was wollen Sie?”
“Ich… will sie… alle! Alle Jupiter-Monde! Ruvalara, pft! Das soll nur der Anfang sein. Bald sollen alle Jupiter-Monde zittern vor dem Zorbulg von Anarthia! Sie werden sich unter meinem mächtigen Daumen finden, und jeder, der sich nicht anpasst, wird zerquetscht!” Er hatte sich in Rage geredet. “Reicht Ihnen das!?”, setzte er noch hintendran in einem lauten Tonfall.
Prawn schwieg. Dann sagte er ruhig: “Das reicht mir. Was brauchen Sie?”
“Meine Generäle planen einen Angriff. Sie sagen, wenn wir den Gegner in die Zange nehmen, wird er schneller vorbei und erfolgreich sein. Wir haben aber kein Material für so ein Manöver. Meinen Sie, wir könnten einen koordinierten Doppelangriff machen?” Er versuchte, sehr höflich zu bleiben. Das konnte er, wenn er unbedingt etwas haben wollte.
“Dafür bräuchten wir einen Strategen auf unserer Seite, der dafür sorgt, dass der Feind nicht mitbekommt, dass unsere Schiffe involviert sind, richtig?”
“Das wäre natürlich ideal. Alles zum Ruhm von Anarthia.”
“Natürlich. Das wäre auch in unserem Sinn. Noch wollen wir nicht, dass die Hohe Hand zu bekannt wird. Ich weiß auch schon, wen ich da nehme. Ich werde meine rechte Hand mit der Aufgabe betrauen, Captain Pellet. Ich werde das mit ihm besprechen und sehen, welche Raumkreuzer wir einsetzen können. Ich melde mich in zwei Standardstunden wieder, dann klären wir die Details. Prawn Ende!”

Fla’mic beobachtete, wie der Bildschirm vor ihm dunkel wurde. Das war besser gelaufen, als er gedacht hatte. Vielleicht würde nun… In diesem Moment kam ihm ein Gedanke. Was hatte Prawn gesagt? Es reiche ihm. Er hatte “mir” gesagt, nicht “uns” oder “dem Imperator” oder etwas anderes. Interessant. Diese Hohe Hand schien eine gewisse Macht zu haben und mit der Aktivierung der Kristallsphäre hatten sie ja auch bewiesen, wozu sie fähig waren. Aber wer steckte da eigentlich dahinter?

Der Zorbulg wischte den Gedanken weg. Darum würde er sich kümmern, wenn Zeit dafür war. Jetzt gab es andere Prioritäten.

Die Schatten drohen

Es lag an der Beleuchtung, dass der Raum einen seltsamen Eindruck machte. Er war aus dem Felsen eines Asteroiden herausgeschliffen worden, deswegen wirkten die Wände etwas rau. Die seltsame Beleuchtung tat ihr übriges dazu, helle Strahler, die vom Boden aus die Wände beleuchteten. In der Nähe der Strahler schienen die Wände in einem hellen Gelb zu glühen, nach oben wurde es dunkler und die Strukturen der Wände verloren sich in einem merkwürdigen ockerfarbenen Ton. Die Strukturen der Wand warfen seltsame Schatten, so dass es aussah, als hätte jemand dort Gesichter in den Fels gekratzt.

Die große Übertragungsanlage, die in dem Raum stand, rundete das Bild des Unheimlichen ab. sie bestand aus vielen Röhren, die Richtung Decke wiesen und in kleine Spitzen mündeten. Sie sahen eigentlich aus wie kleine Türme. Oder die Pfeifen einer sehr unheimlichen Orgel. Mitten zwischen diesen Röhren, an der Vorderseite, befand sich ein runder Bildschirm, der nach vorne trat und deswegen wie eine Kugel wirkte. Er war so in die Anlage eingelassen, dass er wie ein Auge aussah. Der Effekt war durchaus beabsichtigt, die Anlage war nicht dazu gedacht, freundlich zu wirken. Jeder, der den Raum betrat und auch nur ein bisschen was von der Geschichte des Sonnensystems wusste, erkannte, dass es sich bei diesem Raum um den Besprechungsraum des Großen Imperators des Ungesehenen Imperiums handelte. Angeblich eine Legende, ein Mythos, den wohlwollende Eltern ihren Kindern weitererzählten, wenn sie wollten, dass aus ihnen vernünftige Menschen wurden. Doch dieser Raum war sehr real.

Vor der Anlage stand ein Tisch, um den herum sieben Stühle angeordnet waren. So wie es aussah, schien der Raum jemanden zu erwarten. Der Eindruck täuschte nicht, denn die Tür öffnete sich und ein Mann kam herein. Er hatte die grüngelbe Hautfarbe eines Venusianers des Südostkontinents. Von seinen schwarzen Haaren war nur noch eine Insel direkt auf dem runden Kopf geblieben und die Nähe seines Heimatplanten zur Sonne hatte die Haut dieses Mannes gegerbt, so dass er aussah wie eine Rosine. Eine verschimmelte Rosine.

Der Versammlungsraum des “Rats der Sieben Eversoren”.

“Ha!”, sagte er in Solar. “Ich wusste immer, dass es diesen Raum gibt! Meine Vorväter haben mir davon berichtet. Und jetzt stehe ich hier! Das hätten meine Gegner nicht für möglich gehalten! Jetzt strafe ich sie alle lügen!”
“Hmja”, ertönte eine weibliche Stimme hinter ihm. “Aber der Innenarchitekt hält wohl nichts von Wohnlichkeit.” Direkt hinter dem Mann betrat eine Frau den Raum, die vom Jupitermond EUROPA kam. Ihre dunklen Haare waren streng zurückgekämmt, liefen am Hinterkopf zusammen und waren dort mit Bändern in eine Art säulenform gebunden. Die Säule ging in einem Bogen gut und gern zwanzig Zentimeter nach oben. Die Bänder waren mit allerlei Juwelen geschmückt. Die Frau trug ein weites Gewand und hatte die bronzefarbene Haut und die roten Augen ihres Volkes. Sie schob sich an dem Mann vorbei.
“Pah!”, schnaubte der verächtlich. “Sowas kann ja nur von einer Frau kommen! Ich frage mich sowieso, was Sie hier zu suchen haben, Cucumys. Sollten zu dieser Runde nicht wichtige Leute eingeladen werden? Leute, die Entscheidungen treffen und sich nicht von Lichtspielen in einer Höhle beeindrucken lassen?”
Er hatte den Satz kaum beendet, als es ein Geräusch gab, wie Metall, das auf Metall schleift. Ehe er sich es versah, hatte der Mann einen kleinen Schmuckdolch an seiner Kehle.
“Wollen Sie das nochmal wiederholen, Besahkatza?”, zischte die Frau und drückte die Spitze ihres Dolches ein wenig in die weiche Haut des Halses ihres Gegenübers.
Der Angegriffene grinste und ein gepresstes Lachen kam zwischen seinen Lippen hervor. “Das muss man Ihnen lassen, Sie scheinen doch Mut zu haben”, meinte er. “Wollen Sie wirklich den Thanthal von Barlakshagja töten? Sie wären an keinem Ort des Sonnensystems mehr sicher. Meine Geheimpolizei würde Sie finden und Ihrem Leben ein Ende bereiten.”
“Und was würde Ihnen das bringen?”, fragte Cucumys. “Sie wären immer noch tot.”
“Die Kunst, meine lieben Kollegen”, sagte da eine Fistelstimme, “ist es, lang genug am Leben zu bleiben, während alle anderen sterben. Wenn Sie wollen, kann ich Sie beraten. Aber dieses Kräftemessen ist mühselig.” Aus dem Schatten trat ein Mann mit einem langen Gesicht, einem hohen Kopf und ausgeprägten Wangenknochen, die von einer pergamentartigen Haut überzogen waren. Das galt nicht nur für die Beschaffenheit, denn die Haut des Mannes wirkte sehr dünn, sondern auch für die Farbe, es war ein merkwürdiger, bräunlich-gelber Farbton. Ein Anarthianer ohne Zweifel. Doch nicht nur das, genau so wie Besahkatza war er der Anführer seines Volkes, der Zorbulg.
“Es gibt bestimmt einen guten Grund, warum unser Gastgeber die werte Freundin aus dem Volk der Yasmocius eingeladen hat”, fuhr der Mann mit der merkwürdig hohen Stimme fort. “Ich spüre, sie hat den Geist, den wir brauchen. Also lassen wir die Messerwetzerei und streiten wir zusammen.”
Cucumys nahm das Messer von Besahkathas Hals. “Sie werden Ihrem Ruf gerecht, ehrwürdiger Fla’mic”, sagte sie. “Es stimmt, was man aus ihrem engsten Umfeld hört.”
“Was soll man denn hören?”, sagte Fla’mic und grinste verschmitzt. “Sind doch fast alle tot.” Er ging weiter in den Raum hinein.
“Falls Sie es nicht gehört haben, lieber Besahkatza”, war nun eine weitere männliche Stimme zu hören, “die ehrwürdige Cucumys schickt sich an, das gleiche Kunststück zu vollbringen, wie ich es bereits getan habe. Sie wird Anführerin ihres Volkes werden und damit zu einer wertvollen Verbündeten in dieser Runde.”
Der Mann, dem die Stimme gehörte, war ungefähr einen Meter neunzig groß. Er hatte sehr bleiche, fast weiße Haut und weißblonde Haare, die ihm auf die Schulter fielen. Seine Augen hatten eine verstörend hellblaue Farbe. Es sah aus, als könne er jederzeit Laserstrahlen mit seinen Pupillen verschießen.
“Klingt ja so”, grummelte Besahkatza, “als wüssten Sie etwas mehr als ich, Khelcirfori! Aber Glückwunsch, dass Sie der neue Anführer Ihrer Leute sind. Ihre Vorgängerin, die war so… so…” Er suchte nach einem Wort. Er fand es in der untersten Schublade: “Weibisch!”
“Und ich musste nicht einmal die Wahlen manipulieren”, sagte Khelcirfori ruhig.
Besahkatza grinste. Aber nicht lang. “Moment!”, entfuhr es ihm. “Was soll das denn heißen? Ich habe meine Wahlen ebenfalls fair gewonnen! Ist es meine Schuld, dass mein Widersacher wegen dieser dummen Angelegenheit im Gefängnis saß?”
“Ach, mein lieber Besahkatza”, schmeichelte Khelcirfori. “Es geht doch gar nicht um die vergangene Wahl. Es geht um die nächste. Die Kometen tragen es schon von Planet zu Planet, dass Eure Chancen, wieder zu gewinnen,… nun, zumindest Zweifelhaft sind.”
“Das macht überhaupt nichts!”, brauste Besahkatza auf. “Meine Streitkräfte sind mir treu ergeben! Ich werde behaupten, die Wahlen seien manipuliert gewesen und das Kriegsrecht ausrufen!”

“Was muss ich denn da hören?” Eine neue Stimme, wieder ein Mann. “Die Anführer von Barlakshagja und Sha-Ysth tauschen politische Tipps aus? Wenn interessiert denn das? Ist doch alles viel zu kompliziert für das gemeine Volk.” Ein gedrungener Mann kam herein. Man hätte ihn für einen aus dem Volk von Anarthia halten können, aber er war nicht so groß wie Fla’mic, hatte einen runden Kopf und feuerrote Haare, die allerdings nur einen Streifen in der Mitte des Kopfes bedeckten.
“Und deswegen heißen wir ‘Anführer’, weil das Volk geführt werden muss”, beendete er seine Rede.
“Wyrmfred Ysan von den Malchaga”, sagte Cucumys. “Ich dachte mir doch, dass ich Euer Schiff erkannt hatte.”
“Liebe Schwester von den Yasmocius”, erwiderte der Angesprochene, “ich bin erfreut, Euch hier zu sehen. Ihr werdet Euch sicher würdig in dieser Runde erweisen.”
“Schon wieder so eine Andeutung!”, schimpfte Besahkatza. “Weiß denn jeder hier mehr als ich?”

“Die Vokabel ‘wissen’ ist sicherlich nicht so ganz richtig”, hängte sich jemand in das Gespräch mit rein. Noch ein Mann, der nach Ysan durch den Eingang gekommen war. “Wir wissen erstmal gar nichts, aber wir vermuten etwas. Ich meine, allein diese Räumlichkeit? Mein lieber Besahkatza, zählen Sie doch eins und eins zusammen!”
“Chénahsah, ich bin nicht so einfältig, wie Sie das denken!”, kam es zurück. “Aber die Schlussfolgerung, die ich daraus ziehe, ist zu fantastisch, um wahr zu sein.”
“Sprechen Sie es aus”, forderte Chénahsah. Er stammte aus dem Volk der Ph’nrazara, die sich die Hautfarbe mit den Anarthia und den Malchaga teilten, deren Haupthaar aber in kurzen Strähnen wuchs, so dass es fast aussah, als würden Vertreter dieser Spezies Federn in abgestuften Weißtönen auf dem Kopf haben.
“Wenn das hier die Halle ist, in denen der Imperator des Ungesehen Imperiums seine Ratsversammlungen abhielt…”, begann Besahkatza.
“Weiter!”, feuerte ihn Chénahsah an.
“Kann es sein? Kann es sein, dass er wieder da ist? Der Mythos hielt sich lange Zeit, aber ich habe nie viel darauf gegeben.”
“Immerhin ist es ja auch schon einunddreißig Jahre her, dass die Desesarut sein Flaggschiff in die Luft sprengten”, stellte Fla’mic fest.

“Zeit spielt keine Rolle!”, sagte eine weitere Stimme. Doch sie kam von niemandem, sie schien einfach so durch den Raum zu fliegen. Die Anwesenden drehten sich zu dem merkwürdigen Gebilde um, das die Übertragungsanlage darstellte. Der runde Bildschirm war angegangen und man sah den Kopf eines Insektoiden.
“Ich danke Ihnen allen, dass Sie hergekommen sind”, sprach der Insektoid. “Ich bin Großadmiral Prawn von der Imperialen Flotte. Nehmen Sie bitte Platz.”
Die Angesprochenen taten wie angewiesen, doch ein Stuhl blieb frei.
“Herzlich willkommen im Rat der sieben Eversoren“, fuhr Prawn fort. “Hat Ihnen unsere Machtdemonstration gefallen?”
“Wenn Sie uns sagen, wer Sie genau sind und welche Machtdemonstration Sie meinen”, erwiderte Fla’mic, “können wir Ihnen die Frage beantworten.”
“Die Flotte. Die Kristallsphäre.”

Die Anwesenden sahen sich gegenseitig an. Die große Flotte, die so unvermutet aufgetaucht war, keiner wusste woher, die zunächst das Sonnensystem abriegelte und schließlich die Kristallsphäre aktivierte. Die Sphäre hatte das Sonnensystem endgültig vom Rest der Galaxis abgeschnitten.

“Das waren Sie und Ihre Verbündeten?”, entfuhr es Besahkatza. “Und Sie sind also vom Ungesehenen Imperium.”
“Das Ungesehene Imperium starb vor einunddreißig Jahren zusammen mit dem Imperator”, sagte Prawn. “Aber es gab eine Wiedergeburt! Wir nennen uns jetzt die Hohe Hand. Und was den Imperator betrifft, der hat ja immer gesagt, er würde Vorkehrungen treffen, dass er wieder ins Spiel kommt. Wir sind gerade dabei, einen Plan zu vervollständigen, der vor über fünfzig Jahren angestoßen wurde.”
“Deswegen wurde das Sonnensystem vom Rest der Galaxis abgetrennt?”, wollte Cucumys wissen.
“Genau. Auch das war ein raffinierter Plan, der jetzt Stück für Stück verwirklicht wurde. Alles passend zu den Prophezeiungen von Kagnaszax!”

“Pff, Prophezeiungen!”, machte Fla’mic.
“Das wundert mich jetzt aber sehr”, gab Prawn zurück. “Sie haben doch einen eigenen Hohepriester, der täglich das Orakel befragt.”
“Ja und?”, blaffte Fla’mic. “Der alte Scharlatan soll die Bevölkerung einlullen und verkünden, dass alle meine Taten von den Göttern gesegnet sind und jede Entscheidung richtig ist.”
“Sie sind skrupellos, Fla’mic. Oder sagen wir, das verbindet Sie alle hier. Und damit kommen wir zu meinem Angebot. Wie ich sagte, das ist hier der Raum des Rats der sieben Eversoren. Ihnen allen soll ein Platz in diesem Rat angeboten werden. Es geht darum, sich zu vernetzen und das Sonnensystem neu aufzuteilen. Jetzt, da die Raumflotte von ASTROCOHORS von draußen nicht mehr reinkommt, dürften wir von der Bevölkerung des Sonnensystems nicht viel Gegenwehr erwarten.”
“Was ist mit der solaren Abteilung von ASTROCOHORS, die genau deswegen gegründet wurde?”, fragte Ysan.
“Diese Abteilung kämpft um ihre eigene Existenz”, erklärte Prawn. “Sie hat so gut wie keine Schiffe und kaum Personal. Wenn wir das System auf links drehen, was wollen die denn tun? Aber betrachten Sie dieses Bündnis hier wie einen dunklen Spiegel der Bündnisse der Planeten. Die Solare Allianz oder die Iovianische Liga sind nur durch Zusammenhalt stark. Wenn wir diese Bündnisse sprengen, dann wird unsere Verbindung stärker und unsere Feinde schwächer. Dann können wir die Planeten ausbeuten.”
“Genau!”, brauste Besahkatza auf. “Wir holen uns alles – auch die Erde!”
“Nein, die Erde bleibt erstmal außen vor!”, befahl Prawn.
“Was…”, stotterte Besahkatza. “Aber warum?”
“Geduld, mein Freund”, erklärte der Großadmiral. “Wir werden lang genug damit beschäftigt sein, die anderen Planeten auszubeuten. Und in ein oder zwei Generation ist die Erde reif, gepflückt zu werden, und zwar ganz ohne Mühe.”
“Wie das?”, fragte Chénahsah.
“Die Erde ist wieder einmal zutiefst zerstritten und driftet auf eine Katastrophe globalen Ausmaßes zu. Die dummen Terraner werden es nie schaffen, sich einig zu werden, um den Klimawandel zu bekämpfen. Die Erde wird immer wärmer, die Natur wird immer mehr zerstört und in ein, zwei oder vielleicht auch drei Generationen wird die Menschheit soweit dezimiert sein, dass sie uns nichts mehr entgegenzusetzen hat. Dann können wir sie als neue Rohstoffquelle erschließen.”

“Und was erwarten Sie als Gegenleistung?”, wollte Khelcirfori wissen.
“Liegt das nicht auf der Hand?”, fragte Prawn zurück. “Wir sind Teil und Organisator des ganzen. Unsere Leute werden Ihnen helfen, dafür wollen wir ein Stück vom Kuchen. Die Flotte zu unterhalten, ist nicht einfach. Im Moment überfallen wir Raumtransporter, um den wichtigen Nachschub zu erhalten, aber so muss es nicht sein. Das wäre zum Beispiel ein Punkt, wo wir Ihnen ganz einfach helfen können: Unterstützen Sie unsere Flotte und behaupten Sie vor Ihrem Volk, sie hätten einen Weg gefunden, die Überfällen auf die Raumtransporter zu beenden. Wir beenden die Überfälle, denn wir bekommen ja, was wir brauchen, und Sie stehen gut da. Das klingt doch gut.”

“Ich habe da noch eine Frage”, wandte Cucumys ein.
“Ja?”
“Sie sprachen vom Rat der ‘Sieben’. Das schließt Sie aber wohl nicht ein, sonst wären Sie hier. Wir sind also nur sechs. Für wen ist der freie Stuhl?”
“Für einen Verbündeten, mit dem wir bereits zusammengearbeitet haben”, erklärte Prawn. “Folgendes ist der Deal: Sie überlegen sich, ob Sie in diese illustre Rund aufgenommen werden wollen. Zu einem Zeitpunkt, den wir noch festlegen, werden wir Sie nach hierher zurückrufen. Dann erwarten wir Ihre Entscheidung.”
Die Anwesenden nickten sich gegenseitig zu. “Klingt fair”, sagte Chénasah.
“Eines noch, bevor Sie gehen: Sollten Sie irgendjemandem von diesem Treffen und den Plänen, von denen Sie schon erfahren haben, erzählen, werden unsere Agenten Ihnen auf die Pelle rücken. Und glauben Sie mir, wir sind genauso effektiv wie die Planetare Geheimpolizei von Zorbulg Py-Wa Fla’mic.”

Der Erwähnte lächelte, doch sein Lächeln gefror, als ihm gewahr wurde, was Prawn da eben gesagt hatte.
“Das Treffen ist damit beendet”, stellte Prawn fest. “Wir werden Sie wieder kontaktieren, wenn es Zeit ist. Und zu niemandem ein Wort.”

Prawn griff an seine Seite. Der runde Bildschirm in der Übertragungsanlage wurde dunkel. Damit war wohl alles gesagt worden.