Der CLUB von ASTROCOHORS

Zach Urity stürmte in die Computerzentrale der Abteilung 2 der BASIS ATLANTIS und wirkte relativ aufgeregt. Max Tronic blickte nur kurz von seinem Bildschirm hoch. In letzter Zeit war so viel passiert, da brachte der Computertechniker einfach nicht mehr die Energie auf, sich selbst aufzuregen, nur weil Zach sich aufregte. Er wartete lieber ab, ob sich das lohnte. Dann konnte er sich noch immer aufregen.

“Hast Du das Neueste gehört?”, wollte Zach wissen.
“Soylent Green ist Menschenfleisch?”, gab Max zurück.
“Was? Nein – das neue unterirdische Gebäude, weißt Du, was das ist?”
“Nein, aber so wie Du klingst, wirst Du mir das sicher gleich sagen.”
“Hast Du schon mal was vom ASTROCOHORS CLUB gehört?”
“Ja, das ist das Rekrutierungsprogramm für Terraner. Wurde allerdings aufgebaut, nachdem wir schon rekrutiert waren. War nicht unser Professor Hoaxley am Aufbau beteiligt?”
“Ja, richtig!” Zach erhob den Finger. “Und weißt Du auch, wo der seinen Sitz hat?”
“Der Club? War das nicht in Island? Aber… der Club hat doch Niederlassungen überall auf der Welt, damit man immer vor Ort ist.”
“Jetzt nicht mehr!”
Max kräuselte die Stirn. “Nicht mehr? Was ist los?”
“Sie ziehen alles zusammen”, antwortete Zach und deutete aus dem Fenster. Man konnte den Hügel sehen, in dem die neuen Anlagen untergebracht waren, an denen die letzten Wochen gearbeitet worden war. “Da drüber ist das neue Hauptquartier vom Club! Sie nennen es… Projekt Ypsilon.”
“Ypsilon?”
ASTROCOHORS CLUB – Ypsilon, um genau zu sein.”
“Aber was steckt dahinter? Warum tun die das?”
“Genauso wie Stück für Stück die Basen rund um den Globus aufgelöst werden”, fuhr Max fort. “Alles wird hier zusammengezogen, die ATLANTIS und hier, das sollen die letzten Zufluchtsorte werden.”
“Warum ausgerechnet hier?”
Zach grinste. “Du bist doch sonst so schlau”, meinte er. “Denk mal nach…”
Max grübelte. Es dauerte einen Moment, doch dann kam ihm eine Erkenntnis. Er hatte da neulich eine Grafik gesehen. Eine Projektion des Klimawandels. “Du meinst, weil wir hier die Auswirkungen des Klimawandels hier nicht ganz so katastrophal sein werden”, sprach er es aus, “wie anderswo?”
“Das denke ich. Sie sagen es nicht, aber das liegt doch auf der Hand.”
Max tippte auf der Tastatur seines Computer herum. “Mal sehen”, brummte er vor sich hin. Er rief verschiedene Seiten auf, die die Abteilung 2 der ATLANTIS beschrieben. Schließlich stieß er auf das Projekt Ypsilon.
“Ich muss Dir zustimmen”, sagte er dann, “es steht zwar nicht klar da, aber zwischen den Zeilen… hier… laut diesem Dokument soll das ominöse Projekt Ypsilon dafür sorgen, dass die Kräfte gebündelt werden, um den Gefahren, die uns im Moment drohen, entgegenzuwirken. Ich lese hier auch, dass es noch eine Außenabteilung gibt… ein Kloster in Portugal, das eine große Bibliothek beherbergt. Und ein Mitarbeiter des Clubs ist wohl gerade dort und durchforstet das Internet nach Menschen, die sich besonders engagieren, in gesellschaftlichen und kulturellen Dingen.”
“Das gefällt mir eigentlich nicht”, stellte Zach fest.
“Warum?”, fragte Max.
“Wenn die Leitung von ASTROCOHORS SOLAR beschlossen hat, alles zusammenzuziehen, dann haben sie doch schon aufgegeben, dass die Menschheit irgendwelche Ziele bei der Bekämpfung des Klimawandels erreicht. Es geht nur noch darum, einen guten Platz zu ergattern und sich einzuigeln. Ist Dir das nicht aufgefallen?”
“Was sollte mir aufgefallen sein?”
“Was hier sonst noch gebaut wurde! Die Zisternen, die Unmengen an Wasser speichern können, damit wir unabhängig bleiben. Das ganze Material, das uns pausenlos geliefert wird. Wir lagern Lebensmittel ein und produzieren unser eigenes Brot. Kontakt zur Außenwelt besteht eigentlich kaum noch.”
Max kratzte sich am Kopf. “Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich das gut finde. Ich meine, die da draußen sind doch alle durchgeknallt. Reden davon, dass die Pandemie vorbei ist, dabei rollt gerade eine gewaltige Infektionswelle durch die Gesellschaft. Wie kurzsichtig kann man sein? Insofern gefällt es mir hier ganz gut.”
“Du kannst das einfach so sagen.”
“Was meinst Du?”
“Hast Du unsere Freunde in letzter Zeit mal beobachtet? Die wirken alle ziemlich niedergeschlagen. Sie waren zwar gut beschäftigt in letzter Zeit, weil es viel zu tun gab, aber glücklich sind sie nicht. Besonders Mac. Ich habe das Gefühl, er ist sehr einsam.”
“Hm”, machte Max, “aber vielleicht, wenn der Europa-Park wieder aufmacht, fühlt er sich besser. Warten wir mal ab.”
“Ich wünschte, ich hätte Dein Vertrauen in die Zukunft.”
“Wie sagt Goethe? ‘Ein Tag bringt den anderen, und beim Schicksal steht das Zukünftige.'”

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